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«Wenn die Augen lachen, dann ignorierst du die grosse Nase»

Kathrin Grüneis war einst Kundin einer Partnervermittlung, jetzt führt sie selber eine. Meistens weiss die Kilchbergerin sofort, welche ihrer Kunden zusammenpassen würden, ab und zu ist sie selbst erstaunt. Sie verrät, womit man bei einem Date punkten kann – und was gar nicht ankommt.

Kathrin Grüneis, was befähigt Sie, für Ihnen unbekannte Menschen den passenden Partner zu finden?
Kathrin Grüneis: Ich habe jahrelang als Kundenbetreuerin gearbeitet und hatte viel mit Menschen zu tun. Der Unterschied zu meinem damaligen Job ist, dass ich jetzt kein Produkt, sondern Menschen vermittle. Ausserdem habe ich selbst Erfahrungen mit Partnervermittlungsfirmen gesammelt: Ich war Kundin bei zwei Agenturen und habe den Vater meiner Tochter mit Hilfe einer Partneragentur kennengelernt. Dass wir zusammenkamen, grenzt allerdings an ein Wunder.

Weshalb?
Er war geschieden, hatte zwei Kinder, rauchte und war nicht besonders sportlich, also eigentlich gar nicht mein Typ – zumindest auf den ersten Blick. Aber als wir uns unterhalten haben, war ich hin und weg. Er war verantwortungsbewusst und so ganz anders als die Männer, die ich sonst kennenlernte. Wir sind inzwischen zwar nicht mehr zusammen, aber unsere fünfjährige Tochter ist nach wie vor das grösste Glück für uns beide.

Sie fanden einen Partner, der gar nicht in Ihr Suchprofil passte: Das beweist doch eigentlich, dass die Partnervermittlung ein reines Glücksspiel ist.
Eine Portion Glück braucht es sicher. Man muss zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Ein Ziel der Partnervermittlung ist auch, gewohnte Muster zu brechen, denn die waren bisher ja nicht erfolgreich. Meine Intuition hilft bei der Vermittlung des richtigen Partners. Schon oft wusste ich auf Anhieb, dass zwei meiner Kunden zusammenpassen, sie hatten eine ähnliche Geschichte und ein ähnliches Umfeld. Manchmal klappt es auch nicht, es ist eine Frage des Ausprobierens.

«Im Gespräch mit mir verhalten sich die Kunden manchmal völlig anders als bei einem Date.»

Wie sehr machen Ihnen die Online-Partnersuchportale Konkurrenz?
Nicht sehr. Viele meiner Kunden sind nicht bereit, tagelang zu chatten oder zu mailen. Meine Kunden möchten sicher sein, dass sie auch eine reelle Person hinter einem Profil finden, und suchen eine ernsthafte Beziehung. Eine seriöse Vermittlung braucht Zeit und kostet Geld; über den Betrag gebe ich gerne persönlich Auskunft. Das Geld investiert niemand, der es nicht ernst meint.

Wenn Ihr Computer zwei zueinanderpassende Profile ausspuckt, empfehlen Sie ein Date. Wie läuft das genau ab?
Klar arbeite ich computergestützt, aber das Zusammenführen ist massgeblich von meinem Bauchgefühl abhängig. Ich rufe meinen Kunden an und erzähle von Peter oder Daniela, ihren Eigenschaften und Vorstellungen. Ein Bild des Gegenübers kriegen die Kunden jedoch nicht zu sehen, es sagt zu wenig aus. Der Mann ruft die Frau an, und sie vereinbaren ein Treffen, der Mann lädt die Dame ein.

Weshalb der Mann?
Das ist zwar altmodisch, aber ich finde es gut, wenn das Balzverhalten nach klassischen Regeln abläuft, dann kommen keine peinlichen Fragen auf. Die Männer finden das im Allgemeinen gut, und die Frauen schätzen es sehr.

«Gut ausgebildete Frauen über 43 Jahre mit explizitem Kinderwunsch haben es schwer.»

Erhalten Sie Feedback, wie das Treffen gelaufen ist?
Natürlich, das ist sehr wichtig, damit ich herausspüre, was die Kunden sich wünschen und was gar nicht geht. Im persönlichen Gespräch mit mir verhalten sich die Kunden unter Umständen völlig anders als in einem Date.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Ich habe einen Mann in der Kundenkartei, der ist einfach unverbesserlich und redet ohne Punkt und Komma. Von mehreren Frauen habe ich die Rückmeldung erhalten, dass er sich zu wenig für sein Gegenüber interessiert. Die Damen hatten das Gefühl, er suche einfach eine Frau, egal, was für eine, und fühlten sich gar nicht wohl.

Sie versprechen denjenigen Ihrer Kunden, die aktiv suchen, vier bis sechs Dates pro Jahr. Was, wenn es nicht klappen will?
Ich kann nicht hexen, es braucht einfach Zeit und Geduld. Bei mir selbst dauerte es vier Jahre, bis ich den Richtigen traf. Einige der Kunden sind zu schüchtern, andere gehen zu aggressiv vor. Einmal hatte ich eine Frau, die mir sofort ihre aussergewöhnlichen sexuellen Neigungen verriet. Da wusste ich, was der Knackpunkt ihrer vorherigen Beziehungen war. Andere wiederum suchen Mister Perfect und geben sich nicht mit Mister Right zufrieden. Viele leben in der Illusion, dass die Liebe ewig dauern soll. Ich glaube eher an den Partner für den richtigen Lebensabschnitt – der auch ein halbes Leben oder länger dauern kann.

Wie erfolgreich sind Sie bei der Vermittlung von Mr. und Mrs. Right?
Alle vier bis sechs Wochen findet sich ein Pärchen, manchmal auch ohne mein Zutun. Oft sind Kunden plötzlich gelöst, wenn sie sich zur Partnervermittlung angemeldet haben. Sie haben das Gefühl, aktiv etwas gegen das Alleinsein getan zu haben und eine positive Ausstrahlung. Kürzlich ist eine Kundin von mir deswegen in einem Tram von einem Mann angesprochen worden.

Wie sieht Ihr Kundenstamm aus?
Ich habe tendenziell mehr Frauen als Männer. Die meisten sind zwischen Mitte 30 und Ende 50, ich habe aber auch einen 89-Jährigen. Sehr viele meiner Kunden sind gut ausgebildet.

Wer ist gut vermittelbar, wer weniger?
Ich glaube, dass es für jedes Töpfchen ein Deckelchen gibt. Ich stelle aber fest, dass gut ausgebildete Frauen über 43 Jahre mit explizitem Kinderwunsch es schwer haben, jemanden zu finden. Ob jemand schon mal eine Beziehung hatte oder nicht, spielt hingegen keine Rolle.

Haben Sie auch schon Kunden abgelehnt?
Indirekt ja. Ich will mit niemandem Geld verdienen, bei dem ich weiss, ich kann ihn nicht vermitteln. Bisher war das zweimal der Fall.

Wie sehr spielt das Aussehen, wie sehr die berufliche Stellung und das Vermögen eine Rolle?
Die Gesellschaft hat sich diesbezüglich nicht geändert: Männern ist das Aussehen wichtiger. Für die Frauen spielt eher eine Rolle, ob der Mann einen guten Job hat oder gut gestellt ist.

Ihr bester Tipp für die Partnersuche?
Man soll sich nicht in seinen Vorstellungen festbeissen. Je offener und lockerer man an die Sache herangeht, desto besser. Ich habe schon oft erlebt, dass bei einem magischen Moment die Grenzen verfliessen. Wenn die Augen lachen, dann ignorierst du die grosse Nase.

Zur Person
Kathrin Grüneis

Die 47-Jährige stammt ursprünglich aus Bayern und lebt heute mit ihrer fünfjährigen Tochter in Kilchberg. Kathrin grüneis studierte Betriebswirtschaft an der Universität Augsburg und zog 1996 in die Innerschweiz. Sie arbeitete über 20 Jahre als Relationship Manager in internationalen Firmen und schuf sich damit ein Beziehungsnetz, von dem sie heute profitiert. 2011 erfüllte sie sich ihren lange gehegten Wunsch und gründete die Partnervermittlungsfirma «freieherzen.ch» mit Sitz an der Löwenstrasse 25 in Zürich. (rau)

Zeitungsausschnitt von freieherzen.ch in der Zürichseezeitung vom Dezember 2013