Die Partnervermittlerin versucht, Singles zu verkuppeln – mit wechselndem Erfolg
Partnervermittler werben damit, mit ihrer Hilfe würden Kunden den idealen Partner finden. Klappts dann doch nicht, könne das belastend sein, sagt die Vermittlerin Kathrin Grüneis.
In der Schweiz gibt es Ober 500 Dating-lnternetportale. Braucht es Sie da noch?
Ja. Viele meiner Kunden haben online schon einen Partner gesucht, sind aber nicht fündig geworden.
Wie oft findet dank Ihnen ein Paar zusammen?
Alle vier bis sechs Wochen.
So selten? Die Internetplattform Parship etwa wirbt mit einer Erfolgsquote von 38 Prozent, Elitepartner gar mit 42 Prozent.
Die Frage ist, was man als erfolgreiche Vermittlung versteht. Mir genügt es nicht, wenn es zwischen zwei Menschen einfach mal ein paar Wochen lang funkt – ich ziele auf längerfristige Beziehungen. Ob Internetplattformen auch so «rechnen», weiss ich nicht.
Sie haben eine Verantwortung für das Lebensglück anderer Leute. Wie gehen Sie damit um?
Ich möchte den Erwartungen der Kunden gerecht werden. Das kann manchmal belastend sein. Wenn sich ein Kunde über sein Date beschwert, nimmt mich das sehr mit. Oder wenn die Ehe eines Paares scheitert, das ich verkuppelt habe – und die beiden geben mir die Schuld an der Trennung. Da muss
ich mich emotional abgrenzen.
Laut Zahlen das Bundes lebt In der Schweiz jeder vierte als Single. Warum ist so schwierig, einen Partner zu finden?
Schweizer sind generell sehr zurückhaltend. Es fällt ihnen schwer, den ersten Schritt zu machen.
Haben die Leute falsche oder zu hohe Erwartungen?
Ja, einige Singles gehen bei der Suche engstirnig vor. Sie haben eine genaue Vorstellung davon, welche Haarfarbe, Figur oder Grösse der Partner haben soll. Dabei ist es doch viel wichtiger, dass man vom Charakter her gut zusammenpasst.
Was passt besser: ähnliche oder unterschiedliche Partner?
Schwer zu sagen. Bei unterschiedlichen Charakteren kann es spannend sein, aber auch häufig mal knallen. Ist man sich ähnlich, wird es vielleicht etwas langweilig. Die frage ist letztlich, wie sich die Partner individuell und gemeinsam entwickeln. Ich glaube zum Beispiel an Lebensabschnittspartner.
Wie meinen Sie das?
Menschen verändern sich. Man muss nicht krampfhaft an einer Beziehung festhalten, die nicht funktioniert.
Sie sind Expertin für die Liebe, leben aber selber in einer Patchworkfamilie.
Ja, der Vater meiner Tochter liess mich einfach mit dem Kind sitzen. Ich hatte ihn übrigens kennengelernt, als ich selber Kundin eines Partnervermittlers war.
Dann war die Vermittlung bei Ihnen ja nicht erfolgreich!
Doch, ich habe ja eine ganz tolle Tochter. Und die Probleme, die wir als Paar hatten, konnte kein Vermittler vorhersehen.
Was ist für Sie das Geheimnis einer guten Beziehung?
Freiräume sind wichtig. Man sollte sich von der Vorstellung verabschieden, dass der Partner alle Hobbys und Bedürfnisse mit dem anderen teilen muss. Das wird auf Dauer langweilig. Ich zum Beispiel fahre ich auch gern mal allein in die Ferien.